Das Brose-Haus (Küster-Palm-Haus)
Nördliches Traufenhäuschen um 1900
Der Freundeskreis der Chronik Pankow e.V. hat sein Domizil im Brose-Haus, im historischen Zentrum von Niederschönhausen, in der Dietzgenstraße am Brosepark gelegen.
Viele Besucher des Vereinshauses haben Fragen zu heimatlichen Themen, sie blättern in den ausgelegten Ordnern, die die Mitglieder der Archivgruppe seit Jahren pflegen, schmökern in der Heimatliteratur oder betrachten die jeweils aktuelle Ausstellung.
Aber am häufigsten kommt die Frage nach dem Häuschen selbst.
Dazu müssen wir ziemlich weit zurückgehen. Im Juni 1764 bat der Küster Johann Gottfried Palm um die Genehmigung, ein kleines Wohnhaus in Niederschönhausen errichten zu dürfen. Er war seit 1740 Küster in Pankow und musste seinen Dienst auch in Niederschönhausen leisten. Um sich den weiten Weg zu ersparen, reichte er ein entsprechendes Bittgesuch an Friedrich II ein, der positiv antwortete.
Durch die Nähe von Schloss Schönhausen zog es zum Ende des 18.Jahrhunderts auch wohlhabende Berliner Bürger in das Dorf. Es war wohl eine rechte Idylle mit den großen alten Bäumen, den Wiesen, Feldern und Gärten und der wohltuenden Ruhe. Der Bankier Christian Christoph Engel konnte 1789 das Palmsche Haus, das inzwischen leer stand, erwerben. Dazu gehörte auch ein Garten, aus dem später der Brosepark wurde. Engel ließ auf der nördlichen Seite ein beinahe gleiches Gebäude errichten und in der Mitte, etwas zurück gesetzt, ein Herrenhaus. Nur zwei Jahre später starb er an der Schwindsucht.
1818 kommt Christian Wilhelm Brose ins Spiel. Schon seit 1804 war er Gast in Niederschönhausen und blieb dem Ort treu. Er unterstützte die Gemeinde und wurde so zu einem hochverehrten Mitbewohner. Um Brose versammelte sich ein Freundeskreis von Berlinern, deren Namen uns auch heute vertraut sind: Beuth, die Brüder Gropius, der Maler Franz Krüger, die Bildhauer Rauch und Kiss, Ludwig Tieck u.v.a. Mit Hilfe seines Freundes Karl Friedrich Schinkel wurde das Bauensemble umgestaltet. Auf alten Ansichten können wir dessen Einfluss gut erkennen. Das ehemalige Palmsche Häuschen wurde nun zum Gärtnerhaus.
Christian-Wilhelm Brose (1781-1870)
Brose ließ den Garten durch die Gärtner Bennickenstein und Kratzenstein als englischen Landschaftspark anlegen, noch heute sind hier seltene Bäume zu bewundern. Erst 1919 verkaufte die Familie das Anwesen mit Park an die Gemeinde, der damit öffentlich wurde.
Winterbild um 1910
Herrenhaus Gartenseite um 1936
Herrenhaus 1944
Es ist erstaunlich wie viele Mieter anschließend in den Gebäuden wohnten.1943 wurden das Herrenhaus und das nördliche Traufenhäuschen durch Kriegseinwirkung schwer beschädigt und deshalb später abgetragen. Lediglich die Freitreppe zur Parkseite erinnert noch heute an das Herrenhaus. Zu DDR-Zeiten nutzte das Gartenbauamt das verbliebene Häuschen als Dienstwohnung. 1988 wurde es baupolizeilich gesperrt.
(Südliches) Traufenhäuschen um 1980
Der politischen Wende ist es zu verdanken, dass das Küster-Palm-Haus, wenn auch in rekonstruierter Form, erhalten blieb. Mit der Auflage einer freien Trägerschaft stellte der damalige Bausenator Wolfgang Nagel eine Senatsbeteiligung in Aussicht. Das Häuschen musste komplett abgetragen und völlig neu aufgebaut werden. Neu wurde ein sogenannter Erweiterungsbau mit Küche, Toiletten und Heizung zugefügt.
„Rohbau“ vom Erweiterungsbau
Rohbau südliches Traufenhäuschen
Auf einer Mitgliederversammlung entschied die Mehrheit des Freundeskreises der Chronik Pankow, dem man das Haus anvertraut hatte, es „Brosehaus, ehemals Küster-Palm-Haus “ zu nennen. Am 27.8.1994 erfolgte die feierliche Einweihung. Seit dieser Zeit füllt der Verein sein „ Häuschen” mit vielfältigem Leben.
Neben Ausstellungen gibt es Vorträge mit den unterschiedlichsten Themen, aber auch so manche Geburtstagsfeier im „Freundeskreis”. Übrigens, auch die anderen historischen Gebäude in der Dietzgenstraße, wie das sogenannte „Holländerhaus” und das „Gelehrtenheim” an der Beuthstraße sind aus der Zeit als Brose und die Seinen erholsame und gesellige Stunden in ihrem Niederschönhausen fanden.